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Littering: Massgeschneidertes Beratungsangebot für die Gemeinden nimmt Fahrt auf

Bahnhof, Spielplatz, Grillplätze: Diese drei Räume hat die Hinterthurgauer Gemeinde Eschlikon neben anderen als Littering-Hotspots identifiziert. Dort werden regelmässige Getränkedosen und Zigarettenstummel achtlos am Boden oder im Gebüsch entsorgt. Im Rahmen des Beratungsangebots „Anti-Littering – Gemeinden unterstützen Gemeinden“ hat eine Fachgruppe zusammen mit Vertretern der Gemeinde die Hotspots unter die Lupe genommen und Empfehlungen formuliert. Eschlikon ist die erste Gemeinde, die das Angebot in Anspruch genommen hat. Die Fachgruppe besteht aus Markus Wenger, Bereichsleiter Unterhalt Anlagen, Werkhof, Stadt Frauenfeld; René Stierli, Werkhofleiter, Stadt Bischofszell, und Patrick Walser, Fachspezialist Abfall, Amt für Umwelt, Kanton Thurgau. Die Idee dieses praxisnahen Ansatzes ist, dass Gemeinden von den Erfahrungen anderer Gemeinden profitieren können. Sie fusst auf der Erkenntnis, dass Littering ein lokal sehr ungleiches Phänomen ist; Lösungsansätze aber transferiert werden können.

Aufwertung der öffentlichen Räume

Eschlikon bietet auf einer Wiese zwischen Bahnhof und Bahnhofstrasse Felsblöcke als Sitzgelegenheit, ein Baum spendet Schatten. Doch die Idylle wird regelmässig durch Verpackungen, Zigarettenstummel und Getränkedosen getrübt. Die Fachgruppe empfiehlt daher, den Platz gestalterisch aufzuwerten. Eine Idee ist, die Felsblöcke weiter auseinander zu platzieren, damit die Zwischenräume nicht zur heimlichen Entsorgung einladen. Ein weiterer Vorschlag lautet, eine zusätzliche Bank beim Baum einzurichten. Der Gedanke dahinter: Die soziale Kontrolle durch andere Personen soll erhöht werden. Abfalleimer sind zwar vorhanden, doch die Fachgruppe empfiehlt, mindestens einen Abfalleimer mit Trennsystem zu installieren – am besten in Kooperation mit dem vis-à-vis gelegenen Avec-Laden. Die Erfahrungen mit solchen Abfalltrennsystemen sind an anderen Orten gut, zudem ist deren Aufnahmekapazität grösser. Nicht zuletzt soll der Platz einen Namen erhalten mit dem Hinweis, diesen sauber zu halten.  

Patenschaften

Bei einem Spielplatz, der sich an den Fussballplatz anschliesst, lautet die Empfehlung – vielleicht überraschend: die Anzahl Abfalleimer zu reduzieren. Die Fachgruppe ist überzeugt, dass zwei bis drei Abfalleimer ausreichen, diese müssen aber richtig platziert sein. Bäume und Sträucher werten einen Spielplatz auf, dichtes Unterholz kann aber zu mehr Littering führen und muss regelmässig ausgelichtet werden. Eine weitere Empfehlung lautet, mit dem Fussballclub eine Vereinbarung über die Reinigung des Spielplatzes zu treffen. Oder beispielsweise das Quartier für eine Patenschaft zu gewinnen. Patenschaften können auch für andere Räume – etwa Grillplätze oder Uferbereiche –  getroffen werden. Die Paten sind dann etwa für die Sauberkeit ihres "adoptierten" Platzes verantwortlich. Wichtig hierbei: Das Vereinbarte schriftlich festhalten. Ein weiterer Grillplatz bei einer Waldhütte in Eschlikon wird bereits videoüberwacht – als Littering-Hotspot gilt er seither nicht mehr. Die Fachgruppe sieht die Videoüberwachung als mögliche Anti-Littering-Empfehlung vor. Das kantonale Datenschutzgesetz erlaubt Behörden eine solche grundsätzlich. Es sind jedoch Kosten und Nutzen abzuwägen. 

Umgang mit Bussen

Die Realität zeigt, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, Littering vollständig zum Verschwinden zu bringen. Als hilfreich erwiesen haben sich zwei Dinge: eine gute Grundsauberkeit sowie attraktive Räume. Von höheren Bussen raten die Fachleute jedoch ab. Das Problem: Personen müssen beim Akt des Litterns – also in flagranti – erwischt werden, was die Durchsetzbarkeit massiv erschwert. Im Jahr 2022 hat die Kantonspolizei Thurgau 117 Litteringbussen ausgestellt. Bereits seit dem Jahr 2008 besteht im Kanton Thurgau die Möglichkeit, Litterer mit bis zu 250 Franken zu büssen. Das Beratungsangebot für die Gemeinden ist eine Initiative des Amts für Umwelt als Folge eines politischen Vorstosses im Grossen Rat. Dieser forderte im Juni 2020 höhere Bussen und zusätzliche Anstrengungen im Kampf gegen Littering. 

Beratungsangebot

Mit dem neuen Beratungsangebot wird das Litteringproblem vor Ort analysiert und massgenschneiderte Lösungenvorschläge aufgezeigt. Der Prozess und weitere Angaben finden sich auf einem entsprechenden Flyer [pdf, 2.2 MB] des Amtes für Umwelt. Vorerst ist das Beratungsangebot für Gemeinden kostenlos. Interessierte setzen sich mit Patrick Walser, 058 345 51 97 oder patrick.walserNULL@tg.ch, in Verbindung. Die Gemeinde Eschlikon zeigt sich auf jeden Fall zufrieden mit der individuellen Beratung und hat bereits erste Massnahmen umgesetzt. 

Kontakt

Patrick Walser

Sonderabfälle, Abfälle

Tel. 058 345 51 97
E-Mail