Abwasserreinigung
1. Stand der Abwasserreinigung
Ende 2023 waren im Kanton Thurgau 17 kommunale Abwasserreinigungsanlagen (ARA) in Betrieb. Die in den kommunalen ARA behandelte Abwassermenge betrug 43.3 Mio. m3. Trotz eines trockenen Sommers fiel aufgrund des niederschlagsreichen Herbstes eine überdurchschnittlich hohe Jahresabwassermenge an. Insgesamt wird das Abwasser von über 98.5 % der Kantonsbevölkerung in einer kommunalen ARA gereinigt..
Der Ausbaustandard der ARA richtet sich einerseits nach den gesetzlichen Anforderungen und anderseits nach der Empfindlichkeit des Gewässers, in welches die gereinigten Abwässer eingeleitet werden. Bei der Abwasserreinigung werden neben den Schmutzstoffen bei den meisten ARA auch Stickstoff- und Phosphorverbindungen aus dem Abwasser eliminiert (Nitrifikation, Denitrifikation und Phosphorelimination).
2. Kantonale Projekte
ARA TG 2050
Die kantonale Planung "ARA TG 2050", in welcher untersucht wird, ob weitere Regionalisierungen im Bereich der öffentlichen Abwasserreinigung möglich und sinnvoll sind, wurde fortgesetzt. Im Berichtsjahr konnte das Teilprojekt 1 "Thur- und Kemmental" mit den Anlagen Frauenfeld, Kemmental, Märstetten, Müllheim, Pfyn und Weinfelden sowie das Teilprojekt 2 "Untersee" mit den Anlagen Untersee und Steckborn abgeschlossen und die politischen Prozesse initiiert werden.
3. ARA Projekte
ARA Diessenhofen
Die ARA wurde bis Ende 2023 auf Ausbaugrösse von 14'000 Einwohnerwerte (EW) erweitert. Der Anschluss der deutschen Gemeinde Gailingen mittels einer Dükerleitung unter dem Rhein verzögert sich infolge einer Einsprache. Optional ist ein späterer Anschluss der ARA Stammertal (ZH).
ARA Müllheim
Die im Jahr 2022 begonnene Umrüstung der biologischen Stufe von einem textilen Festbett in ein Hybridwirbelbett konnte 2023 abgeschlossen werden. Neu beträgt die biologische Kapazität 13'900 EW.
ARA Münchwilen
Im Zuge der Sanierung und Erweiterung von 25'000 auf 38'000 EW wurde bis Ende 2023 die Erweiterung der biologischen Reinigungsstufe und die Installation einer maschinellen Vorklärung mittels Trommelsiebung abgeschlossen.
4. Bewertung der Abflussqualität
Die nachfolgende Tabelle zeigt, wie die Einleitbedingungen bezüglich des chemischen Sauerstoffbedarfs (CSB) bzw. des gelösten organischen Kohlenstoffs (DOC), der Nitrifikationsleistung und des Gesamtphosphors von den ARA eingehalten wurden. Ebenfalls wird dargestellt, ob auf der ARA eine Teildenitrifikation und/oder eine Elimination von Mikroverunreinigungen (EMV) durchgeführt wird.
5. Kleinkläranlagen
Bei Liegenschaften, die die Ausnahmebedingungen für die landwirtschaftliche Verwertung des häuslichen Abwassers nicht erfüllen und ausserhalb des Bereichs öffentlicher Kanalisationen zu liegen kommen, wird das häusliche Abwasser in dezentralen Kleinkläranlagen gereinigt. Gesamthaft waren 2023 im Kanton Thurgau 91 Kleinkläranlagen in Betrieb.
6. Klärschlamm
Im Jahr 2023 produzierten die kommunalen ARA 5'432 Tonnen Klärschlamm-Trockensubstanz. Aus den in der Abwassereinigung anfallenden Schlämmen wird durch Faulung (Vergärung) wertvolles Biogas gewonnen, welches für die Strom- und Wärmeerzeugung genutzt wird. Der entwässerte und getrocknete Klärschlamm wird anschliessend als Brennstoff genutzt und damit nochmals energetisch verwertet.
Klärschlamm resp. die Asche aus der Verbrennung von Klärschlamm enthält eine bedeutende Menge an Phosphor. Ab dem Jahr 2026 ist die Rückgewinnung und stoffliche Verwertung von Phosphor gesetzlich vorgeschrieben. Heute ist jedoch klar, dass der 1. Januar 2026 als Termin nicht eingehalten werden kann. Die gesetzliche Anpassung ist im Rechtsetzungsprogramm des Bundesamtes für Umwelt für die Periode 2023 bis 2026 vorgesehen. Der Zweckverband Abfallverwertung Bazenheid (ZAB) hat eine Anlage zur Rückgewinnung von Phosphor geplant, die auch den Klärschlamm aus Thurgauer Kläranlagen verarbeiten könnte. Mit einer Baueingabe wartet der ZAB, bis die Finanzierung der Phosphor-Rückgewinnung und weitere Rahmenbedingungen geregelt sind.
Da viele Schadstoffe im Abwasser zumindest teilweise in den Klärschlamm transferiert werden, liefert die Überwachung der Klärschlammqualität somit auch wertvolle Hinweise über die Schadstoffkonzentrationen im Abwasser. Die Schadstoffe gelangen mit dem Abwasser von Industrie, Gewerbe und Haushaltungen sowie dem Regenwasser von Strassen und Dächern zur ARA. Bei insgesamt 28 Beprobungen wurde eine Richtwertüberschreitung festgestellt. Die nachfolgende Abbildung zeigt die mittleren und die maximalen prozentualen Schadstoffgehalte in Relation zu den Richtwerten.
Jahresberichte
- Die Abwasserreinigungsanlagen im Kanton Thurgau 2023 [pdf, 2.0 MB]
- Die Abwasserreinigungsanlagen im Kanton Thurgau 2022 [pdf, 1.4 MB]
- Die Abwasserreinigungsanlagen im Kanton Thurgau 2021 [pdf, 1.2 MB]
Weitere Jahresberichte finden Sie bei Downloads Abwasser