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Phosphorrückgewinnung

Phosphor ist ein lebenswichtiger und limitierender Nährstoff für das Wachstum von Pflanzen, für Tiere und den Menschen. Da die Schweiz keine natürlichen primären Phosphorvorkommen aufweist, müssen Mineraldünger für den Ackerbau importiert werden. Die abbaubaren Vorkommen von Phosphor sind weltweit begrenzt. Die in Marokko, Algerien, Südafrika, China, Jordanien, Russland und USA produzierten Phosphordünger weisen zudem oft erhöhte Konzentrationen des giftigen Schwermetalls Cadmium auf.

Eine Tonne Klärschlamm-Trockensubstanz enthält ungefähr 25–30 kg Phosphor (2.5–3%), die Klärschlamm-Asche mehr als das Doppelte (ca. 60 kg; 6%). Bis zum Verbot am 1. Oktober 2006 wurde der Klärschlamm aus Abwasserreinigungsanlagen als Dünger in der Landwirtschaft verwertet. Seither muss der Klärschlamm thermisch entsorgt werden. Dadurch wird der Phosphor dem natürlichen Kreislauf entzogen und geht verloren.

Um den Phosphor zurückzugewinnen und weniger von Düngerimporten abhängig zu sein, gilt ab 2026 die Pflicht der Phosphorrückgewinnung aus kommunalem Abwasser, Klärschlamm, Klärschlamm-Asche sowie Tier- und Knochenmehl. Durch das Recycling des Phosphors im Klärschlamm, der in der Schweiz jährlich anfällt (rund 200'000 t Klärschlamm-Trockensubstanz), kann der Bedarf an Phosphor in Mineraldüngern (ca. 4'200 t pro Jahr) gedeckt werden.

Derzeit werden verschiedene Verfahren der Phosphorrückgewinnung in Versuchsanlagen getestet und einzelne Anlagen sind in Planung. Nebst der Verfahrenstechnik sind auch Aspekte wie Wirtschaftlichkeit, Absatzmarkt und Logistik zentral für eine erfolgreiche Einführung der Phosphorrückgewinnung in der Schweiz. Das BAFU setzte die Arbeitsgruppe "Swiss Phosphor" ein, um die Entwicklung der Verfahren und die Definition wichtiger Rahmenbedingungen schweizweit zu koordinieren. Die Vollzugshilfe über phosphorreiche Abfälle des BAFU macht Vorgaben zur Rückgewinnungsquote. Ab 1.1.2026 soll 50 % der Phosphorfracht aus dem kommunalen Abwasser, bzw. dem Klärschlamm oder der Klärschlammasche, als auch aus dem Tier- und Knochenmehl zurückgewonnen werden. Ob die gesetzlich vorgegebene Frist für die Umsetzung der Phosphorrückgewinnung eingehalten werden kann, ist derzeit offen.

Die drei Organisationen der Klärschlamm Interessengemeinschaft Ost (KIGO) – der Zweckverband Abfallverwertung Bazenheid (ZAB), die ARA Altenrhein und die Genossenschaft Landi Aachtal – planen gemeinsam mit der TMF Extraktionswerk AG in Bazenheid eine Anlage zur Phosphorrückgewinnung. Im Sommer 2023 soll das Baugesuch eingereicht werden. Das Konzept sieht vor, den Klärschlamm wie bisher in der Schlammverbrennungsanlage Bazenheid zu verbrennen. Aus der in der Verbrennungsanlage entstandenen Asche wird anschliessend in der neuen Anlage Phosphor zurückgewonnen. In diesem nasschemischen Verfahren mit Säure wird Phosphor auch zu einem Tripelsuperphosphat veredelt, das – als Dünger ausgebracht – von Pflanzen gut aufgenommen werden kann.

Die geplante Anlage würde über ausreichend Kapazität verfügen, um die Phosphorrückgewinnung aus dem Klärschlamm des ganzen Kantons (ca. 5'200 t Trockensubstanz pro Jahr) sicherzustellen. Die KSV AG, der Zusammenschluss der Thurgauer Abwasserreinigungsanlagen, hat derzeit noch nicht definitiv entschieden, welches Verfahren sie zukünftig nutzen möchten. Die neu geplante Anlage der KIGO wäre eine vielversprechende Option. Unabhängig vom gewählten Verfahren wird die Klärschlammentsorgung durch das Phosphor-Recycling künftig teurer werden.

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