Trinkwasser
Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel und unersetzlich. Der tägliche Bedarf des Menschen liegt in der Schweiz bei ca. 2 Litern pro Tag. Unser Körper braucht das Wasser, damit unsere Organe funktionieren und wir unseren Wärmehaushalt regulieren können. Um diese aufrecht zu erhalten, müssen wir täglich je nach Tätigkeit und Klimabedingungen 1,5–6 Liter Wasser zu uns nehmen. Im eigenen Haushalt werden in der Schweiz werden aktuell lediglich 142 Liter pro Person benötigt. Zählt man den Wasserverbrauch am Arbeitsplatz, in der Freizeit und in den Ferien dazu, ergeben sich über die gesamte Bevölkerung gemittelt rund 160 Liter pro Person und Tag.
Das im Kanton Thurgau bereitgestellte Trinkwasser wird zu rund 60 % aus Quell- und Grundwasser und zu rund 40 % aus Seewasser gewonnen Mehr über Menge und Herkunft des Thurgauer Trinkwassers finden Sie unter Zahlen und Fakten.
Um die Thurgauer Bevölkerung und Wirtschaft auch in Zukunft sicher und preiswert mit möglichst naturnahem, hochwertigem Trinkwasser versorgen zu können, müssen die Trinkwasserressourcen gesichert und geschützt sowie die Versorgungsinfrastruktur nachhaltig bewirtschaftet werden.
Trinkwasserkonsum
Im Jahr 2022 stellten die öffentlichen Wasserversorgungen in der Schweiz rund 931 Mio. m3 Trinkwasser bereit. Trotz des anhaltenden Bevölkerungswachstums bedeutet das ein Rückgang von über 13 % gegenüber 1985. Pro Kopf der Bevölkerung ist die gesamte Wasserabgabe gar um 25 % zurückgegangen, von 400 auf 287 Liter pro Tag, rein beim Wasserverbrauch im Haushalt ging der Wasserbedarf von 182 auf 160 Liter pro Tag zurück. Diese Entwicklung ist insbesondere auf die Verbreitung wassersparender Apparate und Armaturen in Haushalt und Gewerbe, der wirtschaftliche Strukturwandel weg von der Produktion und hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft, die Auslagerung von Produktionsprozessen ins Ausland sowie vermutlich auch zu einem Teil die heute stärkere Sensibilität der Bevölkerung für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen zurückzuführen. Allerdings ist nicht untersucht, wie stark das heute oft ethisch motivierte Sparverhalten über frühere Gewohnheiten ("Man badete nur einmal pro Woche") überwiegt.
Durch moderne Leckortung und systematischen Netzunterhalt konnten die Wasserversorgungen zudem die Wasserverluste im Verteilnetz eindämmen.
Kennzahlen für den Kanton Thurgau finden Sie unter Zahlen und Fakten.
Wassersparen
Eine intakte Wasserver- und entsorgung setzt einen gewissen Mindestdurchsatz an Wasser voraus. Geht der Wasserverbrauch zu stark zurück, kann es zu Problemen führen.
Je mehr Wasser bezogen wird, desto kürzer sind die Verweilzeit des Wassers im Verteilnetz und desto frischer kommt es beim Konsumenten an. Fliesst nicht genügend Trinkwasser durch die Leitungen, besteht die Gefahr, dass das Wasser verkeimt und sich geruchlich und geschmacklich verändert. Um dem entgegenzuwirken, müssen Wasserversorger ihr Leitungssystem periodisch spülen, was die privaten Sparanstrengungen teilweise wieder zunichtemacht. In Anbetracht des fortschreitenden Klimawandels, dürfte die Thematik zukünftig an Bedeutung gewinnen.
Wasser ist auch Transportmittel für Feststoffe in der Kanalisation. In vielen Regionen Deutschlands aber auch der Schweiz werden diese Feststoffe nicht mehr richtig transportiert, sondern abgelagert, da zu wenig Spülwasser in die Kanalisation gelangt – fauliger Gestank in regenarmen Monaten können die Folge sein. Zudem besteht die Gefahr von verstärkter Korrosion der Kanäle. Hinzu kommt, dass Regenabwasser, das von der Oberfläche abfliesst, in Trennkanalisationen separat abgeleitet wird. Somit bleibt die zusätzliche Schleppkraft des Niederschlags in der Schmutzabwasserleitung ebenfalls aus.
Wassergewinnung
Der grösste Teil des Quellwassers fliesst im freien Gefälle in die Reservoire. Seewasser und mehrheitlich auch Grundwasser muss mit Pumpen gefördert werden. Je nach Wasserqualität kann das gewonnen Rohwasser unbehandelt als Trinkwasser in das Versorgungsnetz eingespeist werden oder es durchläuft zuvor eine ein- oder mehrstufige Aufbereitung. Dank dem flächendeckenden, ressourcenorientierten Grundwasserschutz im Allgemeinden und den nutzungsorientieren Schutz um die Quell- und Grundwasserfassungen mittels Grundwasserschutzzonen ist die Rohwasserqualität des Grundwassers in der Schweiz jedoch meistens gut bis sehr gut. So kann ein Drittel des gewonnenen Rohwassers ohne Aufbereitung als Trinkwassers ins Versorgungsnetz eingespeist werden. Ein weiterer Drittel durchläuft eine einstufige Desinfektion-Behandlung mit Ozon- oder UV-Strahlung und Chlorierung. Diese Desinfektion hat zum Ziel Krankheitserreger abzutöten, die durch das Trinkwasser übertragen werden. Das letzte Drittel durchläuft eine mehrstufige Aufbereitung. Bei der Aufbereitung von Seewasser kommen immer mehrstufige Verfahren zur Anwendung.
Trinkwasserqualität
Die rechtlichen Anforderungen an das Trinkwasser werden durch eine Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen definiert. Die öffentlichen Wasserversorgungen sind nach der Verordnung des EDI über Trinkwasser sowie Wasser in öffentlich zugänglichen Bädern und Duschanlagen (TBDV; SR 817.022.11) zur Selbstkontrolle verpflichtet. So soll die Qualität des von ihnen gelieferten Wassers sichergestellt werden. Zur Selbstkontrolle gehört die periodische Überprüfung der Wasserqualität durch mikrobiologische und chemische Analysen. Zudem müssen Anlagen wie Fassungsanlage, Aufbereitungsanlagen, Pumpwerke, Reservoire und das Verteilnetz regelmässig überprüft, gewartet und wenn nötig erneuert werden. Mit regelmässigen Stichprobenkontrollen und Inspektionen überprüft die Abteilung Trink- und Badewasser, des Kantonalen Laboratoriums ob die gesetzlichen Anforderungen eingehalten sind.
Gemäss Art. 5 der TBDV haben Wasserversorgungen mindestens jährlich umfassend über die Qualität des Trinkwassers zu informieren. Auch ohne gesetzliche Grundlage würde es Sinn machen die Wasserqualitätsdaten transparent zu veröffentlichen um das Vertrauen der Konsumenten ins Trinkwasser zu festigen. Insbesondere gegenüber Medienschaffenden ist Transparenz von hoher Wichtigkeit und Bedeutung.
Einige Wasserversorgungen publizieren ihre Qualitätsdaten auf der Plattform des Fachverband für Wasser, Gas und Wärme (SVGW). Ausserdem sind dort zusätzliche Informationen zur Wasserqualität und verschiedenen Inhaltsstoffen abrufbar.
Speicherung
Der Ausgleich des zeitlich schwankenden Wasserbedarfs und die Aufrechterhaltung des notwendigen Wasserdrucks werden mit Hilfe von Wasserbehältern, sogenannte Reservoirs, bewerkstelligt. Die Speicheranlagen der Wasserversorgungen sind mehrheitlich auf die Deckung des maximalen Tagesverbrauchs und die Bereitstellung der Löschwasserreserve ausgelegt.
Transport und Verteilung
Der Transport des Wassers von den Fassungsanlagen zu den Aufbereitungsanlagen und Reservoiren wie auch die Verteilung des Trinkwassers im Versorgungsgebiet erfolgt mit einem leistungsfähigen Rohrleitungsnetz.
Weitere Informationen
- Trinkwasser im Thurgau [pdf, 1.1 MB]
- SVGW: Für eine sichere und nachhaltige Trinkwasserversorgung; Branchenbericht der schweizerischen Wasserversorgung
- SVGW Richtlinie W1: Richtlinien für die Überwachung der Trinkwasserversorgungen in hygienischer Hinsicht
- SVGW Richtlinie W12: Leitlinie für eine gute Verfahrenspraxis in Trinkwasserversorgungen
- Downloads Wassernutzung und -verbrauch
Kontakt
Dr. Lawrence Och
Hydrogeologie, Schutzzonen, Fachstelle Geothermie, Trinkwasser, Stv. Leiter Gewässerqualität und -nutzung