Biogene Abfälle
Biogene Abfälle enthalten Gartenabfälle, Rüstabfälle und Speiseabfälle aus Haushalten. In einzelnen Gemeinden können alle drei Fraktionen, in vielen Gemeinden primär Gartenabfälle gesammelt werden. Biogene Abfälle können in der Regel bei einer zentralen Mulde der Gemeinde abgegeben werden, oder sie werden direkt zum Grüngutsammelplatz oder Kompostierplatz gebracht. Gemeinden bieten zunehmend einen regelmässigen Sammeldienst (Holsammlung) an. Je nach Zusammensetzung der biogenen Abfälle werden diese kompostiert oder vergärt.
Zahlen und Grafiken
Der grösste Anteil der biogenen Abfälle wurde 2022 in Platz- oder Boxenkompostieranlagen kompostiert (32’800 t; 46%) oder in Mieten am Feldrand (Feldrandkompostierung: 14’500 t; 20%). Die übrigen 24'100 t (34%) wurden in industriellen Anlagen oder in landwirtschaftlichen Co-Vergärungsanlagen vergärt. Zwischen 2018 und 2021 hat die verwertete Menge biogener Abfälle zugenommen. 2021 hat sie mit total 77’100 t seit 2014 (50'000 t) einen Höchstwert erreicht und ist im Jahr 2022 aufgrund der grossen Trockenheit während des Sommers auf 71'400 t zurückgegangen. Die Anzahl Anlagen ist mit 35 über die Jahre fast unverändert geblieben. 2022 standen 13 Platz- & Boxenkompostieranlagen, 11 Feldrandkompostierungen und 11 Vergärungsanlagen in Betrieb. Zudem wurden 6 reine Sammelplätze betrieben. An diese werden Gartenabfälle und Strauchschnitt von Gartenbaubetrieben oder aus Gemeinden angeliefert, bevor die Abfälle zu Kompostieranlagen weitergeleitet werden..
Die Thurgauer Kompostier- und Vergärungsanlagen verwerten biogene Abfälle und bereiten sie zu verschiedensten Produkten auf (2022 insgesamt 142’200 m3). Die grösste Produktmenge wurde in den 11 Vergärungsanlagen aus 24’100 t biogenen Abfällen produziert: 42% Gärgülle, 11% Gärmist (festes Gärgut) und 11% flüssiges Gärgut. Aus den 47’200 t kompostierten biogenen Abfällen resultierte ein grosser Anteil Komposterde, der in der Landwirtschaft zum Einsatz kam (22%). Kleinere Kompostanteile wurden als Erdenmischung an Gartenbaubetriebe (5%) oder an Privatpersonen (4%) abgegeben. 5% nicht kompostierbare Holzabfälle und Abfälle aus dem Siebüberlauf wurden aussortiert.
Das Massenflussdiagramm 2022 zeigt neben der Herstellung der Produkte, wie viel Methan/Biogas, CO2 und Wasserdampf bei der Verwertung der biogenen Abfälle entsteht und wo diese herkommen. Der grösste Anteil der biogenen Abfälle stammt nach wie vor aus dem Sammeldienst der Gemeinden. Auch die Industrie und der Gartenbau liefern biogene Abfälle zur Verwertung an. Aus der Industrie kommen vor allem Abfälle, die sich für die Vergärung gut eignen: Getreideabgang, Reste aus der Nahrungsmittelherstellung und -verarbeitung, Molkereiabfälle, Fehlchargen, Fette und Öle, Glycerin und auch Rüstabfälle aus der Gemüseproduktion. Gartenabfälle und Strauchschnitt aus dem Gartenbau werden in der Regel kompostiert.
Die zunehmende Sammlung von Rüst- und Speiseabfällen führte zu einer deutlichen Erhöhung der Biogasproduktion von 39 GWh (2020) auf 45 GWh (2022). Die in Kompostier- und Vergärungsanlagen hergestellten Produkte konnten von 133’300 m3 (2020) auf 142'200 m3 (2022) gesteigert werden. Hinweis: Bei den Produkten sind die vergärten Mengen an Gülle und Mist aus den landwirtschaftlichen Co-Vergärungsanlagen enthalten, was die deutliche höhere Produktemenge im Vergleich zu den Bioabfallmengen erklärt.
Diagramm: Massenflüsse der biogenen Abfälle (Herkunft der biogenen Abfälle und Verwendung der Produkte Kompost und Gärgut) im Jahr 2022
Beurteilung 2023
Der Umsatz biogener Abfälle hat weiterhin zugenommen. Dabei wurde auch eine Zunahme der energetischen Nutzung festgestellt, was mit den Zielsetzungen des Thurgauer Biomassekonzepts übereinstimmt. Dennoch besteht hier weiter Optimierungspotenzial. Der als Hilfsmittel für die Gemeinden entwickelte Gemeinde-Checkup zum Thema Grüngutsammlung wurde erfolgreich durchgeführt. 43% der Thurgauer Gemeinden haben teilgenommen und vom Erfahrungsaustausch profitiert. Zur Kontrolle allfälliger Fremdstoffe in den Produkten von Kompostierungs- und Vergärungsanlagen werden regelmässig Proben entnommen. Die Grenzwerte für Fremdstoffe wurden 2022 bei allen Proben eingehalten, während eine Probe den maximal erlaubten Kunststoffgehalt überschritt. Das Resultat entspricht den Vorjahren und wird positiv gewertet
Handlungsbedarf 2023
- Überprüfung der Zielerreichung des Biomassekonzeptes (2017)
Weitergehende Informationen
Gemeinde-Checkup Grüngutsammlung
Der 2020 lancierte Gemeinde-Checkup hatte zum Ziel, die interessierten Gemeinden bezüglich verschiedener Fragestellungen zur Grüngutsammlung zu sensibilisieren. Von den 80 Thurgauer Gemeinden haben 34 Gemeinden, teilweise mit mehreren Personen, den Checkup absolviert. Die Gemeinden haben vor allem bei den Themen Sammelmenge, Kosten und Sammelsystem profitieren können, etwas weniger bei der Kommunikation, der Finanzierung und den Fremdstoffen. Der Checkup hat zur Sensibilisierung beigetragen, der Austausch unter den Gemeinden war wertvoll. Profitiert haben vor allem Gemeinden, die bezüglich Grüngutsammlung noch Optimierungspotenzial haben. Der Checkup hat gezeigt, dass der Stand der Sammlungen bei den Gemeinden sehr unterschiedlich ist. Einige Gemeinde betreiben noch keine Holsammlungen und sammeln nur Gartenabfälle, jedoch noch keine Speisereste. Einzelne Gemeinden verfügen über ein gut ausgebautes Sammelsystem mit Hol- und Bringsammlung für Garten-, Rüst- und Speiseabfälle. Der Wissensstand ist entsprechend unterschiedlich.
Seitens der Gemeinden wurden offene Fragen an das Amt für Umwelt zurückgemeldet. Von einzelnen Gemeinden wurde unter anderem der Wunsch nach einem Konzept der Grüngutsammlung geäussert, das durch den Kanton oder den Verband KVA Weinfelden erarbeitet werden sollte. Die Auswertung der Checkups zeigte auch, dass es ohne einheitliches Sammelsystem keine markante Erhöhung der Sammelmengen geben wird. Dabei zeigte sich das Dilemma, dass es einerseits Verwertungsanlagen in der Nähe der Gemeinden braucht, damit die gesammelten Mengen verwertet werden können. Andererseits werden Verwertungsanlagen erst dann gebaut, wenn die Gemeinden die benötigten Sammelmengen garantieren können.
Biomassekonzept Thurgau
Im 2013 hat das Amt für Umwelt in Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftsamt, dem Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg und der Abteilung Energie des Departements für Inneres und Volkswirtschaft ein Konzept für eine optimierte stoffliche und energetische Nutzung von biogenen Abfällen und Hofdüngern (Biomassekonzept) erarbeitet. Eine Massnahme des Biomassekonzepts hat die Einführung der Separatsammlung in den Gemeinden zum Thema und könnte das im Kapitel "Gemeinde-Checkup" beschriebene Dilemma lösen helfen. Um das Potenzial der verfügbaren Biomasse besser zu nutzen, wäre es naheliegend, dass der Verband KVA Thurgau, der für alle Gemeinden die Hauskehrichtsammlung
durchführt, auch die Bioabfallsammlung im Auftrag der Gemeinden organisiert. Dazu hat der Verband im Jahr 2022 seine 70 Vertragsgemeinen befragt. 24 der Gemeinden (entsprechend 30% der Einwohnenden) würden ein entsprechendes Engagement des Verbands begrüssen, 30 Gemeinden (entsprechend 36% der Einwohnenden) lehnten ab. 16 Gemeinden (entsprechend 34% der Einwohnenden) waren unentschieden. Gemeinden mit einer gut funktionierenden Lösung waren an einer Verbandslösung eher nicht interessiert. Teilweise wurde auch Mehrverkehr in den Quartieren befürchtet. Für eine Verbandslösung haben sich vor allem Gemeinden ausgesprochen, die derzeit keine optimale und keine kostende-
ckende Lösung haben. Für eine Verbandslösung wären einheitliche Gebührensätze Voraussetzung.
Biomassekonzept Thurgau:
- Biomassekonzept Thurgau: Grundlagen [pdf, 2.1 MB]
- Biomassekonzept Thurgau: Bericht der Projektgruppe [pdf, 334 KB]
- Biomassekonzept Thurgau: Bericht des Regierungsrates an den Grossen Rat [pdf, 4.2 MB]
Fremdstoffe im Kompost
Fremdstoffe gelangen unter anderem über die kommunalen Bioabfallsammlungen in die Kompostier- und Vergärungsanlagen. Damit allfällig enthaltene Fremdstoffanteile nicht im Kompost und in Gärprodukten und somit in der Landwirtschaft oder in Gärten landen, werden die in den Thurgauer Anlagen hergestellten Produkte seit 2020 regelmässig auf Fremdstoffanteile analysiert. Bei den jährlichen Betriebsinspektionen werden die Proben von externen Fachpersonen entnommen und im Labor untersucht. Die gesetzlichen Vorgaben sind in der Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung (ChemRRV) definiert: Höchstens 0.4 Gewichtsprozent der Trockensubstanz dürfen aus Metallen, Glas, Altpapier, Karton und ähnlichem bestehen. Aluminium- und Kunststofffolien dürfen einen Wert von 0.1 Gewichtsprozent nicht überschreiten. 2022 wurden in den 35 Kompostier- und Vergärungsanlagen insgesamt 42 Proben analysiert: Die Gesamtfremdstoffe wurden bei allen Proben eingehalten. Eine der Proben hat den maximal erlaubten Kunststoffgehalt nicht eingehalten. Das Resultat 2022 entspricht etwa den Vorjahren. Bei Nichteinhalten des Grenzwertes wird eine Nachprobe untersucht. Zudem sucht das Amt für Umwelt das Gespräch mit dem entsprechenden Betreiber, um Verbesserungen zu erreichen.