Sonderabfälle und andere kontrollpflichtige Abfälle
Im Kanton Thurgau gibt es verschiedene Entsorgsunternehmen, die Sonderabfälle und andere kontrollpflichtige Abfälle entgegennehmen und teilweise auch selbst aufbereiten. Rechtlich wird zwischen nicht-betriebsspezifischen und betriebsspezifischen Sonderabfällen unterschieden.
Betriebsspezifische Sonderabfälle fallen in Gewerbe und Industrie im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit an. Haushalte können Kleinmengen an Sonderabfällen ohne Begleitschein in den vier regionalen Annahmezentren (RAZ) abgeben. Sonderabfälle aus Haushalten sowie nicht-betriebsspezifische Sonderabfälle bis 20 kg pro Anlieferung aus Unternehmen mit weniger als 10 Vollzeitstellen gehören zu den Siedlungsabfällen und werden vom jeweiligen Abfallzweckverband bewirtschaftet.
- Sonderabfälle (S) sind Abfälle mit gefährlichen Eigenschaften, die mit Begleitschein abzugeben und speziell zu entsorgen sind. Dies sind zum Beispiel chemische oder medizinische Abfälle, problematische Metall- oder Holzabfälle, stark verschmutzte Bauabfälle. Sie sind in der LVA (Verordnung des UVEK über Listen zum Verkehr mit Abfällen) mit einem "S" markiert.
- Andere kontrollpflichtige Abfälle mit Begleitscheinpflicht (akb) sind insbesondere stark verschmutzter Boden sowie Aushub- und Ausbruchmaterial. Sie sind in der LVA mit einem "akb" gekennzeichnet.
- Andere kontrollpflichtige Abfälle (ak) sind z. B. Altfahrzeuge, Altreifen, Altholz oder Feinmaterial aus der Bauabfallsortierung, die in der LVA mit einem "ak" markiert sind. Für die Entsorgung von ak-Abfällen wird kein Begleitschein benötigt.
- Bei allen anderen Abfällen handelt es sich um nicht-kontrollpflichtige Abfälle (nk), an deren Entsorgung und Transport weit weniger strenge Anforderungen gestellt werden.
Zahlen und Grafiken
Im Kanton Thurgau sind 2022 rund 77’100 t Sonderabfälle und akb-Abfälle angefallen. Die Menge entspricht etwa der Vorjahresmenge. Den grössten Teil machten mineralische Sonderabfälle (39%) aus, gefolgt von Schlämmen und Behandlungsrückständen (36%) und chemischen Sonderabfällen (19%). Die im Thurgau entstandene Sonderabfallmenge hat in den letzten beiden Jahren wieder leicht zugenommen, nachdem sie seit 2016 kontinuierlich zurückgegangen ist.
2022 wurden im Kanton Thurgau rund 59'300 t Sonderabfälle und akb-Abfälle entgegengenommen und entsorgt, leicht mehr als im Vorjahr. Entsorgt wurden vor allem mineralische Sonderabfälle (64%) sowie Schlämme und Behandlungsrückstände (28%). 86% der Sonderabfälle konnten einer Aufbereitung oder Verwertung zugeführt werden.
Der Kanton Thurgau war 2022 (wie auch in den Vorjahren) somit ein Nettoexporteur von Sonderabfällen. Es verliessen vor allem Schlämme, Behandlungsrückstände und chemische Sonderabfälle den Kanton, um anderswo entsorgt zu werden. Bei den stark verschmutzten mineralischen Bauabfälle ist der Kanton Thurgau hingegen ein Nettoimporteur.
2022 wurden im Kanton Thurgau 287'500 t ak-Abfälle entsorgt. Davon waren 63 % verschmutztes Aushubmaterial sowie 30 % gemischte und verschmutzte Bauabfälle. Aufgrund der weniger weit gefassten Datenerfassung in VeVA-Online kann keine Aussage zur Menge an ak-Abfällen gemacht werden, die im Kanton Thurgau entstanden ist. Die Herkunft der Abfälle ist nur bei den begleitscheinpflichtigen Abfällen (S, akb) bekannt.
Beurteilung 2023
Zur Entsorgung von Sonderabfällen besteht im Kanton Thurgau eine gute Infrastruktur. Für die Behandlung von belastetem Aushub z.B. aus Altlastensanierungen gibt es im Thurgau eine Aushubwaschanlage. Die Anlage hat erste Waschversuche mit PFAS-belastetem Aushub durchgeführt. Da immer mehr Altlasten mit PFAS saniert werden müssen, hat das BAFU eine Arbeitsgruppe eingesetzt, in der auch das AfU Thurgau aktiv mitarbeitet. Zur Verbesserung der Situation bezüglich der Entsorgung von Holzaschen, für die es im Thurgau aktuell keine Entsorgungs- oder Verwertungsmöglichkeit gibt, hat das AfU Thurgau einen runden Tisch mit Branchenvertretern durchgeführt.
Handlungsbedarf 2023
- Mitarbeit bei der Regelung einer möglichst umweltverträglichen Entsorgung von PFAS-haltigem Material auf nationaler und kantonaler Ebene
- Unterstützung der Branche zur langfristigen Sicherstellung der Entsorgung von Thurgauer Holzaschen
Weitergehende Informationen
Kleinmengen an Sonderabfällen aus Haushalten
Die vier Regionalen Annahmezentren (RAZ) in Frauenfeld, Weinfelden, Kreuzlingen und Hefenhofen und das easydrive Bazenheid nehmen Kleinmengen bis 20 kg an Sonderabfällen aus Haushalten und nicht-betriebsspezifische Sonderabfälle aus dem Kleingewerbe entgegen. Öle/Fette, Leuchtstoffröhren und Batterien (ausser Bleiakkumulatoren) können von Privatpersonen auch in ausgewählten Gemeindesammelstellen abgegeben werden. Gewerbliche Sonderabfälle müssen über spezialisierte Entsorgungsunternehmen entsorgt werden.
- AfUExternA, Januar 2021 [pdf, 4.3 MB]: Annahme von Sonderabfällen in Gemeindesammelstellen
- abfall.ch
- veva-online
- recycling-map.ch
Strassensammlerschlämme und Strassenwischgut
Strassensammlerschlämme sind Sonderabfälle und müssen deshalb separat gesammelt und aufbereitet werden. Im Kanton Thurgau haben 16 mobile Saugwagen die Bewilligung, Strassenschächte zu entleeren und die Schlämme direkt aufzubereiten. Der im Saugwagen verbleibende Schlamm enthält Schadstoffe und muss in einer stationären Anlage aufbereitet werden. Im Kanton Thurgau gibt es eine Aufbereitungsanlage für Strassensammlerschlämme. Dort werden die Schlämme, oft zusammen mit Strassenwischgut, gewaschen. Die Kies-/Sandfraktion wird aussortiert und nach Möglichkeit verwertet.
Belastetes Aushubmaterial
Das Bodensanierungszentrum Tollenmatt in Gachnang verwertet verschmutztes Boden- und Aushubmaterial, zum Beispiel von belasteten Standorten. 2022 wurden 79’250 t Material entgegengenommen, 8'575 t davon aus dem Kanton Thurgau. 80'255 t Material wurde in der Anlage aufbereitet, um möglichst viel Kies und Sand zurückzugewinnen – Sekundärrohstoffe, die zum Beispiel in der Betonproduktion eingesetzt werden können. 62'410 t konnten so verwertet und 17'850 t mussten deponiert werden. Dies schont wertvollen Deponieraum und Kiesvorkommen. Zu den aufbereiteten Abfällen gehören auch 7'150 t Kugelfangmaterial aus der Sanierung von Schiessanlagen. Im Frühling 2022 wurden in Abstimmung mit dem AfU TG Waschversuche von Aushub durchgeführt, der schwach mit per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) verschmutzt war. Im Versuch konnte aufgezeigt werden, dass ein signifikanter Anteil der PFAS durch die nassmechanische Aufbereitung ins Prozesswasser und den Filterkuchen abgetrennt werden konnte. Die Kies- und Sandfraktionen wiesen trotzdem noch eine PFAS-Verunreinigung auf, wodurch sie mehrheitlich nicht verwertet werden konnten. Ein zweiter Waschversuch mit höher belastetem Material wird 2023 durchgeführt.