Deponien und Deponieplanung
Im März 2021 hat der Regierungsrat die neue Thurgauer Deponieplanung für die Jahre 2021 bis 2050 genehmigt. Die drei separaten Berichte sind weiterhin Bestandteil der Thurgauer Abfallplanung und beschreiben die Entwicklung im Deponiewesen und allfällig erforderliche Massnahmen zur Sicherung der Entsorgungssicherheit im Detail. Die darin enthaltene Deponiestatistik und Bedarfsanalyse [pdf, 5.6 MB] (Bericht II) werden jährlich nachgeführt und ggf. der Handlungsbedarf [pdf, 9.0 MB]neu definiert (Bericht III). Hier werden jeweils nur die wichtigsten Ergebnisse dargestellt.
Der Kanton Thurgau verfügt aktuell über 13 in Betrieb stehende Deponien bzw. -kompartimente: Sechs reine Typ A-Deponien, drei reine Typ B-Deponien, drei kombinierte Deponien mit Kompartimenten vom Typ A und B sowie eine Typ E-Deponie. Weitere Deponien sind in der Planungs- oder bereits Projektierungsphase. Auf die Deponien vom Typ A wird im Kapitel Aushub eingegangen.n.
Deponievolumen wird im Kanton Thurgau vor allem für Abfälle aus Bauvorhaben benötigt. Unverschmutztes Aushub- und Ausbruchmaterial und unverschmutzter Bodenaushub sollen möglichst vollständig verwertet und Überschüsse auf Deponien vom Typ A abgelagert werden. Andere und belastete Bauabfälle, die nicht weiter aufbereitet werden können, verwertbar sind und aus mindestens 95% gesteinsähnlichen Bestandteilen bestehen, müssen auf Deponien vom Typ B abgelagert werden. Diese Abfälle sind chemisch weitgehend stabil (inert). Sie reagieren nur in geringem Mass mit anderen Stoffen und sondern durch Auswaschung oder Auslaugung keine (oder nur in ungefährlichem Ausmass) Schadstoffe ab. Im Gegensatz dazu muss in Deponien vom Typ E noch mit einfachen chemischen und biologischen Prozessen (Reaktionen) gerechnet werden. Deshalb sprach man bei diesem Deponietyp früher auch von Reaktordeponie. Die Reaktionen sind auf bis zu fünf Gewichtsprozent organische Bestandteile der zugelassenen Abfälle zurückzuführen.
Die Kehrichtschlacke wird auf ausserkantonalen Schlackendeponien abgelagert, da es im Kanton Thurgau seit 2009 keine Typ D-Deponie mehr gibt. Dazu hat der Verband KVA Thurgau mit dem Zweckverband Abfallverwertung Bazenheid (ZAB) für die Schlackendeponie in Flawil (SG) einen langjährigen Abnahmevertrag abgeschlossen. Darüber hinaus bestehen weitere Verwertungs- und Entsorgungsoptionen in der Schweiz und im Ausland.
Zahlen und Grafiken
Typ B-Deponien
Im fünfjährigen Mittel nehmen die Typ B-Deponien im Kanton Thurgau jährlich rund 342'000 t Abfälle entgegen. Auch die Mengen in den Berichtsjahren liegen mit 405'000 t (2020) und 295'500 t (2021) in dieser Rahmenbreite. Die mit Abstand grösste Abfallfraktion bildete 2020 mit rund 214'000 t (bzw. 72%) das belastete Aushubmaterial, gefolgt von nicht weiter verwertbaren Bauabfällen mit rund 55'970 t (bzw. 19%). Das bewilligte Restvolumen lag Ende 2022 bei 2'6'31’000 m3, was einem aktuellen Verfüllungsgrad von 52% des längerfristig bewilligten Gesamtvolumens von rund 5.5 Mio. m3 entspricht. Diese Reserve darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass davon rund 1.74 Mio m3 erst nach Abbau und Schaffung des Auffüllvolumens zur Verfügung stehen. Aktuell verfügbar ist deshalb erst ein Typ B Restvolumen von rund 890'000 m3. Auf das 5-Jahresmittel bezogen reicht dies für ca. 4 bis 5 Jahre.
Typ E-Deponie Kehlhof
Die Deponie Kehlhof bei Berg ist die einzige Thurgauer Deponie vom Typ E. Es werden hauptsächlich belastetes Aushubmaterial und sonstige, häufig gemischte Bauabfälle, aber auch Schlacken, Aschen und Strahlmittel abgelagert, die aufgrund ihrer Schadstoffbelastung nicht auf Deponien vom Typ B zugelassen sind. Die abgelagerte Abfallmenge unterliegt starken jährlichen Schwankungen. 2022 wurden rund 9’600 t abgelagert, was über dem 5-jährigen Mittel von 8'500 t jährlich liegt.
Deponie | Typ nach VVEA | Inbetriebnahme | Nutzvolumen |
---|---|---|---|
[Jahr] | [m3] | ||
Aspi, Homburg (1), (2), (3) | B | 2010 | 1'080'000 |
Paradies, Schlatt (1) | B | 2002 | 1'149'000 |
Schienenbühl, Tobel-Tägerschen | B | 2001 | 160'000 |
Fuchsbüel, Sirnach | B | 2006 | 890'000 |
Altegg, Schönholzerswilen (1), (4), (5) | B | 2011 | 466'000 |
Bälisteig West, Eschenz | B | 2021 | 9000 |
Total Typ-B-Deponien (Inertstoff) | 5'492'000 | ||
Kehlhof, Berg (6) | E | 1994 | 630'000 |
(1) Diese Typ-B-Deponien verfügen auch über Typ-A-Kompartimente |
Deponie | Restvolumen | Restvolumen | Verfüllungsgrad | Abgelagerte Menge 2022 |
---|---|---|---|---|
[m3] | [%] | [%] | [Tonnen] | |
Aspi, Homburg (1), (2), (3) | 423'800 | 39 | 61 | 96'378 |
Paradies, Schlatt (1) | 259'860 | 23 | 77 | 41'592 |
Schienenbühl, Tobel-Tägerschen | 0 | 0 | 100 | 110 |
Fuchsbüel, Sirnach | 173'156 | 19 | 81 | 71'590 |
Altegg, Schönholzerswilen (1), (4), (5) | 2'204'000 | 80 | 20 | 83'697 |
Bälisteig West, Eschenz | 900 | 10 | 90 | 2'197 |
Total Typ-B-Deponien (Inertstoff) | 2'630'949 | 48 | 52 | 295'564 |
Kehlhof, Berg (Typ E) (6) | 42'400 | 7 | 93 | 9551 |
(1) Diese Typ-B-Deponien verfügen auch über Typ-A-Kompartimente |
Beurteilung 2023
Die in den Jahren 2021 und 2022 abgelagerten Typ B-Materialien liegen im Rahmen des 5-jährigen Mittels von knapp 187'000 m3/Jahr. Ende 2022 verzeichnete der Kanton Thurgau für Deponien vom Typ B ein bewilligtes Reservevolumen von 2.631 Mio. m3. Aktuell verfügbar ist davon ein Volumen von rund 890'000 m3. Daraus resultiert eine Restlaufzeit von vier bis fünf Jahren (bzw. rund 16 Jahre bezogen auf das bewilligte Reservevolumen). Zur Sicherstellung der Entsorgungssicherheit für Materialien des Typs B ist gemäss Deponieplanung 2021-2050 Teilbericht III über die nächsten 20 Jahre ein minimales Zusatzvolumen von 1.40 Mio. m3 erforderlich. Dieses Zusatzvolumen muss über die kontinuierliche Planung und Projektierung neuer Deponien oder die Erweiterung bestehender B-Kompartimente gewährleistet werden. Im Rahmen der laufenden Teilrevisionen des kantonalen Richtplans wurden bereits neue Deponiestandorte des Typs B vorgeschlagen.
Im Fall der Deponie Typ E betrug das Restvolumen Ende 2022 noch rund 42’400 m³. Bei Verfüllung im Umfang der letzten fünf Jahre reicht dieses Restvolumen voraussichtlich für weitere sieben Jahre. Planungsarbeiten für einen Nachfolgestandort sind in Gang. Im Bedarfsfall können Typ E-Materialien bis zur Inbetriebnahme des Nachfolgestandorts in Deponien der drei Nachbarkantone abgelagert werden.
Handlungsbedarf 2023
• Planung einer Nachfolgelösung für Typ-E-Materialien (2017)
• Sicherstellung von genügend Deponieraum Typ A und B (2021)
Weitergehende Informationen
Die fünf Deponietypen nach der Abfallverordnung (VVEA)
- Typ-A-Deponie: Unverschmutzter Aushub
- Typ-B-Deponie: Inertstoffe
- Typ-C-Deponie: Reststoffe
- Typ-D-Deponie: Kehrichtschlacke
- Typ-E-Deponie: Reaktorstoffe
Kantonale Deponieplanung 2021–2050
Der Bund verpflichtet die Kantone, eine Abfallplanung zu erstellen, damit die Entsorgungssicherheit zukünftig sichergestellt ist und Überkapazitäten vermieden werden. Die Abfallplanung soll auch den Bedarf an Deponievolumen und mögliche Standorte von Deponien ausweisen (Deponieplanung). Die Deponieplanung wird seit 2021 als eigenständiger Teil der Abfallplanung erstellt und in kürzeren Zeitabständen nachgeführt. Der Regierungsrat hat die vom Amt für Umwelt erarbeitete Deponieplanung 2021 bis 2050, bestehend aus drei Teilberichten, mit Beschluss vom 16. März 2021 genehmigt.
Die Deponieplanung besteht aus drei Teilen, sowie dem Mitwirkungsbericht:
- Der Bericht I «Grundsätze der kantonalen Deponieplanung [pdf, 4.4 MB]» legt die Grundsätze der Deponieplanung im Kanton Thurgau fest und beschreibt Vorgehen und Rahmenbedingungen. Er wird einmalig erstellt, entsprechend den bundesrechtlichen Vorgaben alle fünf Jahre überprüft und im Bedarfsfall angepasst.
- Der Bericht II «Deponiestatistik und Bedarfsanalyse [pdf, 5.6 MB]» beschreibt die Entwicklung der abgelagerten Materialmengen sowie des verfügbaren Nutzvolumens innerhalb der Thurgauer Deponielandschaft und vergleicht diese mit dem langjährigen Bedarf. Er wird künftig jährlich nachgeführt.
- Der Bericht III «Handlungsbedarf und Massnahmen [pdf, 9.0 MB]» beschreibt ausgehend von den Kennzahlen der Deponiestatistik und der Bedarfsanalyse den sich allfällig ergebenden Handlungsbedarf sowie gegebenenfalls konkret erforderliche Massnahmen. Er enthält die Liste der bestehenden und geplanten Deponien oder Reservestandorte und bildet die Basis für die Überführung in den kantonalen Richtplan. Dieser Bericht wird jeweils bei ausgewiesenem Handlungsbedarf nachgeführt.
- Mitwirkungsbericht zur externen Vernehmlassung [pdf, 7.1 MB] vom Sommer 2020
Was kann auf welchen Deponien abgelagert werden?
Thurgauer Merkblatt Deponien [pdf, 999 KB]