Direkt zum Inhalt springen
  • Drucken
  • Sitemap
  • Schriftgrösse

Bauabfälle und Rück-/Umbau

Als mineralische Bauabfälle (Bauschutt) gelten Ausbauasphalt, Strassenaufbruch, Betonabbruch, Mischabbruch sowie Ziegelbruch, Gips etc. Zu weiteren Bauabfällen werden Bausperrgut (Gemisch aus mineralischen und brennbaren Bauabfällen) und Holzabfälle gezählt. Unter diverse Bauabfälle fallen z. B. Gleisaushub und Metalle.

Bei Bauvorhaben ist gemäss Abfallverordnung des Bundes (VVEA) ein Baugesuch mit Entsorgungskonzept notwendig, wenn mehr als 200 m3 Bauabfälle und Aushub anfallen oder umwelt- und gesundheitsgefährdende Abfälle zu erwarten sind (z. B. Asbest, PCB-haltige Abfälle etc.). Solche sind zu erwarten, wenn das abzubrechende Gebäude vor 1990 erbaut wurde, bei Industrie- und Gewerbebauten oder wenn ein Eintrag in den Kataster der belasteten Standorte besteht. In diesen Fällen ist mit dem Entsorgungskonzept eine Schadstoffermittlung einzureichen. Im Kanton Thurgau ist zudem bei Rückbauten eine Rückbaubewilligung mit Entsorgungsdeklaration [pdf, 266 KB]nötig. Der Kanton (Abfallinspektor) prüft die 48 h vor Baubeginn einzureichende Entsorgungsdeklaration und erteilt anschliessend die Rückbaubewilligung. 

Zahlen und Grafiken

Im Jahr 2022 waren im Kanton Thurgau 34 Bauschuttaufbereitungsanlagen und Bausperrgutsortieranlagen in Betrieb. Eine Anlage war im Jahr 2020 bewilligt, aber noch nicht gebaut, eine Anlage stand in Planung. 2022 wurden 499'000 t Bauabfälle in den Anlagen aufbereitet, davon 440'000 t (88%) Bauschutt, 48'000 t (10%) Bausperrgut und 11’000 t (2%) diverse Bauabfälle. Die Bauabfallmenge liegt damit ca. 10% höher als 2020 (455'000 t) und ca. 10% tiefer als der Höchstwert von 2021 (556'000 t). Die grössten Anteile machen Betonabbruch und Mischabbruch aus.

 

In den Aufbereitungsanlagen wurden 520'000 t (84%) RC-Baustoffe hergestellt: 28% Kiessandgemische (174’000 t), 25% Betongranulat (157’000 t), 23% Mischabbruchgranulat (143’000 t), 7% Asphaltgranulat (42’000 t) und 1% Dachziegelgranulat (4’000 t). Zudem wurden auch 20’000 t Holzabfälle (3%) und 6’000 t Metallabfälle (1%) verwertet. Aussortiert wurden 4% (24'000 t) gemischte brennbare Bauabfälle und 8% (51'000 t) diverse Fraktionen. Dabei haben die hergestellten Mengen Betongranulat und Mischabbruchgranulat gegenüber 2020 zugenommen, die Kiessandgemische jedoch abgenommen. Die produzierte Menge Dachziegelgranulat ist ebenfalls zurückgegangen. Die Menge Asphaltgranulat ist etwa gleich gross geblieben. 

 

Von den Recycling-Produkten, die aus den mineralischen Bauabfällen aufbereitetet wurden, konnten 83% als RC-Baustoffe eingesetzt werden. Die Baustoffe wurden zu rund drei Vierteln (77%) lose als Schüttgüter oder Strassenkofferungen, d.h. vor allem im Tiefbau, und zu rund einem Viertel (23%) in gebundener Form im Hochbau oder im Tiefbau (Bauwerke inkl. Platzbefestigungen etc.) eingesetzt. Dies ist ein markanter Rückgang der in gebundener Form eingesetzten Baustoffe. Ebenfalls stofflich verwertet wurden 8% Holz und Metalle. 6% der Bauabfälle konnten nicht stofflich verwertet werden, sondern wurden aussortiert und in der KVA (4%) oder in einer Holzfeuerungsanlage (2%) verbrannt. 3% wurden auf einer Deponie abgelagert. 

 

Beurteilung 2023

Das Thurgauer Baustoffrecycling-Konzept konnte weiter umgesetzt werden. Dabei gingen vor allem die kantonalen Ämter mit Leuchtturmprojekten voran. Der Wissenstransfer wurde durch Informationsveranstaltungen für Bauleute, Planer und Gemeinden gestärkt. Vor diesem Hintergrund ist der Rückgang der in gebundener Form eingesetzten Baustoffe überraschend. Unternehmerseitige Investitionen in neue Anlagen, die mit einer grossen Kapazitätserweiterung einhergehen, geben Hoffnung, dass dies gelingen wird. Mittels Nasswäsche können künftig aus Kies, Aushub und mineralischen Bauabfällen sehr viel mehr Mengen an Baustoffen wie Kies und qualitativ hochwertigem, normgerechtem Kon-struktionsbeton hergestellt werden. 

Bei Um- und Rückbauten hat sich die Verpflichtung zur Erstellung von Entsorgungskonzepten und Schadstoffabklärungen stark verbessert. Noch bei rund einem Viertel der entsprechenden Baugesuche fehlten 2022 die notwendigen Unterlagen und mussten nachgefordert werden. Planende, Bauherren und die Bauverwaltungen der Gemeinden sind hier weiterhin in der Pflicht. Ein Problem stellen zudem kleinere, nicht bewilligungspflichtige Renovationen im privaten Bereich dar. Denn auch bei diesen können Gebäudeschadstoffe zum Vorschein kommen, etwa beim Ersatz von asbesthaltigen Fliesen. Hier ist eine verstärkte Sensibilisierung durch die SUVA geplant.

Handlungsbedarf 2023

Weitergehende Informationen

Umsetzung Baustoffrecycling-Konzept

Konzept und Dokumente: Informationen für Bauherrinnen und Bauherrn

Seit der Einführung des Baustoffrecycling-Konzepts im Jahr 2019 sind unter Federführung des Amts für Umwelt und in Zusammenarbeit mit dem Hochbau- und dem Tiefbauamt regelmässig Massnahmen umgesetzt worden. Zweimal jährlich findet ein Austausch mit den Thurgauer Branchenverbänden (Thurgauer Baumeisterverband, Thurgauer Sektion des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins sia, Verband Thurgauer Kieswerke und Verband Thurgauer Strassenbauer) statt. Einige Massnahmen wurden durch die Branchenverbände realisiert.

Seit 2013/2014 werden im Kanton Thurgau mineralische Bauabfälle nassmechanisch aufbereitet. In der Nasswäsche werden neben Mischabbruch auch andere mineralische Bauabfälle und Aushubmaterial gebrochen und gewaschen. Aus dem nach der sia-Norm SN 670 102b hergestellten Mischabbruchgranulat beispielsweise wird ausschliesslich hochwertiger Konstruktionsbeton hergestellt. Dieser wurde etwa im Erweiterungsbau der Pädagogischen Hochschule in Kreuzlingen (Leuchtturmprojekt des Hochbauamts) eingesetzt (vgl. Abfallbericht 2021). Vor diesem Hintergrund ist der Rückgang der in gebundener Form eingesetzten Baustoffe überraschend.

Aktuell wurde eine weitere Anlage - zur nassmechanischen Aufbereitung von Kies, Aushub und mineralischen Bauabfällen - mit einer Kapazität von ca. 338'000 t bewilligt. Diese Anlage wird Ende 2023 in Betrieb sein. Eine weitere Anlage ist in Planung.

Als aktuelles Leuchtturmprojekt wird derzeit beim Regierungsgebäude der Erweiterungsbau des Kantons Thurgau - ein Bürogebäude mit 300 Arbeitsplätzen und Tiefgarage - gebaut. Die Betonelemente des Tiefbaus werden ausschliesslich aus Recyclingbeton erstellt, der Hochbauteil wird mit einheimischem Holz realisiert.

Zur Sensibilisierung wurden regelmässig Veranstaltungen durchgeführt: Zwei Tagungen zu Einsatzmöglichkeiten von Recyclingbaustoffen im Hoch- und im Tiefbau sowie eine Veranstaltung speziell für Gemeinden. Weiter ist unter Federführung des Hochbauamtes eine Baustellenbegehung des Erweiterungsbaus des Kantons Thurgau für Fachpersonen aus dem Bereich Planung vorgesehen. Als Abschluss der Umsetzung des Recyclingbaustoff-Konzepts ist eine Veranstaltung mit den beteiligten Ämtern und Branchenverbänden geplant.

Kontakt

Rolf Kreis

Abfallinspektorat, Rückbauten & Sanierungen, illegale Abfallentsorgung

Tel. 058 345 51 99
E-Mail

Christoph Peter

Kompost, Bauabfälle

Tel. 058 345 51 98
E-Mail